Veröffentlichung im Ärzteblatt
Studie der Impfdokumentation RLP und des IMBEI analysiert selbstberichtete Impfreaktionen

Mainz, 28. Oktober 2022: Die Häufigkeit und das Ausmaß von selbstberichteten Impfreaktionen nach COVID-19- Impfungen sind abhängig von den verabreichten Impfstoffen und den verwendeten Impfschemata. Dies zeigt die gemeinsame Analyse des Instituts für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI) und der Impfdokumentation Rheinland-Pfalz. Die Studie wurde im Deutschen Ärzteblatt (DÄ 43/2022) publiziert und ist online abrufbar.

Im Zuge des Impfgeschehens in Rheinland-Pfalz wurden alle geimpften Personen gebeten Impfreaktionen zu melden. Diese Besonderheit der rheinland-pfälzischen Impfkampagne ermöglicht es, ergänzend zu den wichtigen Erkenntnissen klinischer Studien, Zusammenhänge populationsbasiert zu untersuchen und die Bevölkerung aktiv dabei einzubinden.

So beteiligten sich im Untersuchungszeitraum von einem Jahr (12/2020 bis 12/2021) 40,7 Prozent nach der Erstimpfung und 33,8 Prozent der Personen nach der Zweitimpfung mit einer validen Auskunft über ihre Impfreaktionen. Etwas mehr als die Hälfte dieser insgesamt mehr als 880 000 Personen gab an, Impfreaktionen erlebt zu haben. Die häufigsten selbstberichteten Impfreaktionen waren Schmerzen an der Einstichstelle und Müdigkeit. 5% gaben an, eine Impfreaktion erlebt zu haben, die sie selbst als "schwer" einstuften. Darüber hinaus haben die Faktoren Impfstoff der Erst- und Impfschemata der Zweitimpfung sowie Geschlecht und Alter der geimpften Personen Einfluss auf das Auftreten von selbstberichteten Impfreaktionen nach der Erst- bzw. Zweitimpfung.

Die von der Impfdokumentation Rheinland-Pfalz und IMBEI durchgeführte Studie betrachtet für verschiedene Kombinationen der COVID-19-Impfstoffe auf Bevölkerungsebene verschiedene self-reported outcomes zu Impfreaktionen als unmittelbare Erfahrungsberichte der geimpften Personen. Ohne die umfassende Datenerhebung in Rheinland-Pfalz wären solche populationsbasierten Analysen nicht möglich. „Dies zeigt, wie wertvoll die direkte Einbindung einer systematischen Abfrage der Impfreaktionen von geimpften Personen für die Wissenschaft ist“ betont Frau Pfrommer aus dem IMBEI.

Aufgrund sich mehrmals ändernder Empfehlungen und zwischenzeitlicher Impfstoffknappheit wurden sehr unterschiedliche Impfstoffkombination bei Erst- und Zweitimpfung verabreicht. Dank der zahlreichen Rückmeldungen und Berichte zu Impfreaktionen nach den Impfungen konnten die unterschiedlichen Kombinationen in Bezug auf unterschiedlichen Personengruppen analysiert werden. Dies betont auch Dr. Nils Herm-Stapelberg von der Impfdokumentation Rheinland-Pfalz „Wir sind dankbar, dass so viele Menschen freiwillig Auskunft über die Verträglichkeit der Impfstoffe gegeben haben und dadurch die Evaluation der Impfkampagne unterstützen.“ Aufgrund der erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen IMBEI und der Impfdokumentation RLP, sind bereits weitere Forschungsvorhaben und Analysen angedacht.
 

Ergebnisse zeigen die Verträglichkeit der unterschiedlichen Impfschemata

Je nach Impfstoff und Impfschema fiel die Häufigkeit und Intensität von selbstberichteten Impfreaktionen (Reaktogenität) unterschiedlich aus. So wurden nach der Erstimpfung mit einem Vektorimpfstoff, also AstraZeneca oder Jcovden (ehemals Johnson & Johnson) häufiger systemische Impfreaktionen (beispielsweise Kopfschmerzen oder Müdigkeit) gemeldet als nach einer Impfung mit dem BioNTech Impfstoff (siehe hierzu Grafik 2 a/b).

Bei einem homologen Impfschema, also die Verabreichung desselben Impfstoffes bei Erst- und Zweitimpfung, war die selbstberichtete Reaktogenität geringer als bei einem heterologen Impfschema. Personen, die bei der Erstimpfung AstraZeneca und bei der Zweitimpfung Moderna erhielten, berichteten über eine höhere Reaktogenität als Personen, die bei beiden Impfungen BioNTech oder AstraZeneca erhielten (Grafik 2c/d). Insbesondere die Beteiligung von Moderna im Impfschema führte vermehrt zur Angabe einer Impfreaktion bei den in der Studie eingeschlossenen Personen. Diese Unterschiede zeigen, dass man bei der Auswahl der Impfstoffe auch die Reaktogenität der Impfstoffkombinationen in Betracht ziehen sollte.

 

Zum Seitenanfang